Gespräch mit Mons. Thomas Msusa, Bischof von Zomba, Malawi

Datum: 23.01.2006.

Mons. Thomas Msusa, Bischof von Zomba auf Malawi, weilte im November 2005 in Medjugorje. Mit ihm kam auch sein Vorgänger, Altbischof Mons. Allan Changwera, so wie auch der Bischof Mons. Remi  Joseph Gustave Saint-Marie, Bischof der Diözese Dedza.

 

                                 Was sich in Medjugorje ereignet, hilft auch der Kirche voranzuschreiten

 

         Die positive Erfahrung von Medjugorje ermutigt die Gläubigen, dass sie in der Umgebung, in der sie leben, Zeugnis davon geben, was sie in Medjugorje erlebt haben. Diese Glaubenserfahrung wird in einem veränderten Leben, in veränderten Gewohnheiten und Ansichten sichtbar. Wenn dann diese Erfahrung die Gläubigen so sehr berührt, dass sie im eigenen Ort einen Kreuzberg und auch eine Kirche des hl. Jakobus errichten, die der Kirche von Medjugorje nachgeahmt ist, dann kann man das wahrlich als ein „Wunder“ bezeichnen. Dieses „ Wunder“ ereignet sich in dem kleinen Land Malawi (ehem. Njassaland) im Süden von Afrika. Ein Land, das im Norden an Tanzania (Tanganjika), im Westen an Zambia (Rhodesien) und im Südosten an Mozambique grenzt. Es hat auf der Linie Nord-Süd eine Länge von etwa 500 km. Den größten Teil der östlichen Begrenzung bildet der Malawisee (Njassasee).  Bis 1964 war Malawi Britische Kolonie. In den ersten dreißig Jahren der Unabhängigkeit hatte das Land einen pro-westlichen und autoritären Regierungschef. Seit 1994 ist es eine gewählte Demokratie.  Von den 12 Millionen Einwohnern sind etwa 25% Katholiken, 40% Protestanten, 16% Moslems und der Rest sind Traditionalisten. Die ärmliche Bevölkerung lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft. Ein großes Problem ist die hohe Zahl der AIDS-Kranken. Aus Malawi haben drei Bischöfe Medjugorje besucht: Mons. Thomas Msusa, Bischof der Diözese Zomba, sein Vorgänger Altbischof Mons. Allan Chamgwera und Mons. Remi Joseph Gustave Saint-Marie, Diözesanbischof der Diözese Dedza. Bischof Msusa, unser Gesprächspartner, ist der jüngste Bischof Malawis. Was auch interessant ist: Er ist ein Sohn eines Hodscha (geistlicher Lehrer). Aus Gründen der „Armut“, sagt Bischof Msusa, „wurde ich von  Missionaren erzogen und geschult. So ist mein Vater moslemischer Geistlicher und ich bin Priester der Kirche Jesu Christi.“

 

Herr Bischof, können Sie uns schildern, wie das Leben in Ihrer Diözese und in der Kirche von Malawi ist?

 

Die Kirche in Malawi ist etwa 100 Jahre alt. Das Evangelium gelangte zu uns durch Missionare aus Italien, England, Amerika und Deutschland. Jetzt aber haben wir viele Priester, die aus unserem Volk hervorgehen. Auf pastoraler Ebene haben wir ein Programm entwickelt, das wir „Kleine christliche Gemeinde“ nennen, in der die Gläubigen den Wunsch haben, selbst im Glauben lebendig zu werden und nicht erst durch Missionare oder Priester dazu veranlasst zu werden. Im Mittelpunkt steht vor allem die Heilige Schrift, besonders der Gedankenaustausch unter den Gläubigen im Bezug auf das Wort Gottes. Das Wort Gottes wird gut aufgenommen und lebt in den Familien. Eine andere, sehr wichtige Tatsache für unsere Kirche ist die Verehrung der Seligen Jungfrau Maria. Die Missionare haben schon seinerzeit betont, wie wichtig das Rosenkranzgebet ist. Deshalb ist es für uns keine Überraschung, denn bei uns versammeln sich die Familien und beten gemeinsam den Rosenkranz. Das ist so ähnlich wie in Medjugorje, wo die Gospa uns aufruft, den Rosenkranz zu beten.

 

Wie ist die Beziehung zwischen den Glaubensgemeinschaften in Eurem Land und welches Bild hat die soziale Struktur der Gesellschaft?

 

        Bis vor zehn Jahren regierte in Malawi nur eine politische Partei, mit einem Diktator an ihrer Spitze. Damals durfte niemand die Regierung kritisieren. 1992 haben sich die katholischen Bischöfe heimlich getroffen und ein  kritisches Schreiben verfasst. Das war ein sehr wichtiges Ereignis, denn das Schreiben war von revolutionärem Inhalt, in ihm wurde die Regierung kritisiert. Das Schreiben gelang auf geheimen Wegen in alle Diözesen und Pfarren im Land, mit der Bitte, daß es alle Priester bei der Sonntagsmesse den Gläubigen vorlesen. Durch dieses  Schreiben veranlasst erhoben sich Katholiken, Protestanten und auch Muslime gemeinsam. Das war der Beginn der Demokratie in Malawi. Zwei Jahre danach wurde 1994 in demokratischen Wahlen ein demokratischer Präsident gewählt, der ein Moslem war. In den ersten fünf Jahren seiner Regierung war alles sehr gut und er sprach immer dankbar von der katholischen Kirche und betonte immer ausdrücklich, dass er seine Wahl den Katholiken verdanke. Nach weiteren fünf Jahren wurde er erneut zum Präsidenten gewählt, doch bei diesem Mandat wurde nach und nach sein wahres Gesicht offenbar. Er hat Korruptionen zugelassen, höhere Posten mit Moslems besetzt und viel Schlechtes getan. Die Kirche begann ihn zu kritisieren, er aber wandte sich gegen die Kirche. Er wollte ein drittes Mal zum Präsidenten gewählt werden, aber da hat die katholische Kirche mit allen anderen Gemeinschaften seine Wiederwahl verhindert. Es gelang ihm nicht, aber er schlug seinen Nachfolger, einen Katholiken vor, der dann mit seinem Vorgänger in Streit geriet. Die Moslems haben daraufhin gesagt, dass die katholische Kirche in Malawi regiere und so begannen Meinungsverschiedenheiten zwischen Moslems und Katholiken. Der neue Präsident ist zwar Katholik, aber er hat die Unterstützung des Parlamentes nicht. Darum wollen die Moslems, dass der derzeitige Präsident zurücktritt. Das Hauptproblem aber ist, dass im Land  Hungersnot herrscht. Die Einwohner leben hauptsächlich von der Landwirtschaft. In den letzten Jahren herrschte große Dürre, so dass die Hungersnot nur noch größer wurde. Die Umfragen beweisen, dass 4 1/2 Millionen Menschen mit dem Hunger konfrontiert sind, und wenn die Regierung nichts dagegen unternimmt, ist es fraglich, ob diese Menschen überleben werden. Ein anderes Problem ist die hohe Zahl der AIDS-Kranken. Es gibt unendlich viele Tote und unendlich viele, die in Armut und verlassen zurückbleiben. Das dritte Problem sind die Moslems, die die Unterstützung moslemischer Staaten haben und daher auch große Geldquellen. Sie kaufen und verteilen Nahrungsmittel an die Einwohner, aber mit der Auflage, daß diese zum moslemischen Glauben übertreten sollen. Die islamischen Länder bezahlen und leisten Stipendien für Schulen, aber unter derselben Bedingung: dass man den Glauben der Moslems annimmt. Die Jugend nimmt diese Bedingung in der Hoffnung auf ein besseres Leben leider an.

 

Es ist interessant, dass auch Sie, Herr Bischof, nur mit wohltätiger Unterstützung nach Medjugorje kommen konnten. Außerdem ist das Ihr erster Besuch in Medjugorje. Wie haben Sie diesen Ort erlebt?

 

          Schon vor langer Zeit habe ich von Medjugorje gehört und darüber gelesen, noch als ich im Seminar war. Mein Rektor hatte im Sinn, mich nach Medjugorje zu schicken, aber es gab keine Möglichkeit. Kürzlich habe ich eine Frau kennengelernt, die Präsidentin der Bewegung „Mir Medjugorje“ in Malawi ist. Sie hat mich gefragt, ob ich nach Medjugorje fahren möchte. Ich habe das Angebot angenommen. Mein Wunsch war, hier zu beten, denn in Malawi habe ich viel zu tun und es bleibt mir wenig Zeit für das Gebet. Seit meiner Ankunft in Medjugorje bin ich voll begeistert, denn ich sehe hier Pilger aus allen Teilen der Welt, die hier im Gebet vereint sind. Ich bin von der Frömmigkeit begeistert, denn ich sehe, dass die Menschen wirklich die Beichte und die Kommunion begriffen haben. Ich bin so verwundert, dass ich keine Worte finde, um zu beschreiben, was ich empfinde. Das alles erweckt in mir die Frage: Warum ist Medjugorje so weit weg von Malawi? Denn wir bräuchten auch so einen kraftvollen Ort und mein Volk hat keine Gelegenheit, nach Medjugorje zu kommen. Während ich darüber nachdachte, bekam ich eine Antwort. Und diese ist: Ich bin derjenige, der die Botschaft von Medjugorje verbreiten muss. Ein anderes Erlebnis ist, daß ich Menschen kennenlernen konnte, die hierher kommen. Ich habe in Büchern von dieser Erfahrung gelesen, jetzt aber habe ich es persönlich erlebt. Das habe ich auch in meiner Gruppe gespürt, in der noch drei Bischöfe anwesend sind. Wir sind eine Einheit geworden, was mir sagt, dass dies ein Geschenk Gottes ist. Gott spricht dadurch zu uns: Ihr müsst die Apostel sein.

 

In Ihrem Lande wird ein interessantes Projekt realisiert. Es ist die Rede von der Errichtung eines Heiligtums in Malawi, das wie Medjugorje ist. Warum und woher kommt die Idee?

 

         All das hat der Verein „Friedenszentrum“ (Centar Mira) in Malawi und dessen Leitung begonnen, in dem sie immer wieder von diesem geistlichen Ort  sprachen. Es entsprang der Wunsch, dass die Menschen in Malawi etwas Ähnliches wie in Medjugorje haben. Dann kam eine Einladung aus Großbritannien. Es meldete sich ein reicher Geschäftsmann, der das Projekt in seinem Lande realisieren wollte. Er suchte eine ähnliche Gegend wie Medjugorje, aber er fand keine. Danach fragte er, ob in Malawi ein Medjugorje-ähnlicher Ort zu finden sei, denn er erwäge die Mittel zu schenken, um so einen Ort zu errichten.  Da war es uns klar, dass die Gottesmutter wünscht, dass wir einen solchen Ort in unserem Land haben. Danach erbaten wir die Erlaubnis von unserem Erzbischof. Er hat es uns erlaubt, denn er sieht Medjugorje positiv.

 

Können Sie uns sagen, wie weit die Arbeiten zu diesem Heiligtum vorangeschritten sind?

 

          Der Kreuzweg  und das Kreuz auf unserem Berg, der dem Kreuzberg ähnlich sieht, sind schon errichtet. Ebenfall sind die Fundamente der Kirche, die nach dem Vorbild von Medjugorje errichtet wird, schon gelegt.  Der Spender ist mit uns hier in Medjugorje auf Pilgerreise und er will uns beim Ausbau weiterhin helfen.

 

Nun, Medjugorje ist nicht nur jener sichtbare Teil, Medjugorje strahlt einen besonderen Geist aus.

Wie wollen sie den in Ihr Land übertragen?

 

          Mit der Errichtung eines solchen Zentrums würde unsere Geistigkeit nur noch mehr vertieft werden. Ich wurde hier überzeugt, wie stark dieser Geist ist. Ich glaube, dass wir diese Erfahrung nach Malawi übertragen können. Was den Menschen Schwierigkeiten bereitet ist, wie sie das Wort Gottes ins Leben übertragen können. Mit dem Ausbau eines solchen Zentrums würde man den Menschen helfen, ihren Glauben zu vertiefen und so zu Gott zurückfinden. Die Katholiken in meinem Land leben zerstreut auf verschiedene Orte und sind so vielen Versuchungen. So ein Zentrum würde helfen, dass sie sich mehr vereinigen.

 

Sie sprechen über Medjugorje mit besonderem Empfinden. Wie sehen Sie Medjugorje im Kontext der Haltung der allgemeinen Kirche?

 

          Die Kirche wird die letzte sein, die ihre amtliche Anerkennung von Medjugorje aussprechen wird. Was aber wichtig ist, ist die Erfahrung, die die Gläubigen in Medjugorje machen. Ich sehe aber eine positive Haltung der Kirche darin, dass sie den Gläubigen nicht verbietet, hierher zu kommen. Ja sie erlaubt den Menschen sogar nach Medjugorje zu kommen. Man kann sagen, dass die Kirche inoffiziell Medjugorje schon begriffen hat, aber auf eine offizielle Anerkennung wird man noch eine Weile warten müssen. Ich habe stets die Worte des Engels vor mir, die er zu Maria sagte, sie solle sich nicht fürchten. Die Menschen brauchen Hoffnung und Glauben. Vor alle dem müssen wir erst um die Bekehrung beten, die Botschaften der Gottesmutter annehmen, denn was sich hier in Medjugorje ereignet, hilft auch der Kirche voranzuschreiten. Ich glaube nicht, dass die Kirche jemals ablehnen wird, dass sich die Menschen bekehren, darum glaube ich, dass die Kirche eines Tages Medjugorje anerkennen wird.

 

Herr Bischof, wie sehen Sie die Botschaften, die die Gospa uns als Königin des Friedens gibt?

 

           Als ich nach Medjugorje kam und hörte, wie ein Seher über die Botschaften der Gottesmutter spricht, indem er das Fasten, das Gebet, die Bekehrung, die Eucharistie und die Beichte mit hinein bezieht, war ich sehr erstaunt, denn das sind die gleichen Worte, die die Gospa in Lourdes und in Fatima sprach. Das sind Botschaften, die wir in der hl. Schrift finden. Wir brauchen wahrlich jemanden, der uns daran erinnert, was wir leben müssen. Die Gospa erinnert uns an die Botschaften, die uns ihr Sohn schon lange zuvor gesagt hat. Ich sehe in den Botschaften nichts Neues, aber ich sehe, dass die Gottesmutter die Botschaften immer wieder erneuert. Das ist ein Zeichen, dass wir unseren Glauben ernsthaft annehmen müssen.

 

Welche Botschaft möchten Sie uns am Ende unseres Gespräches mitgeben?

 

          Ich möchte den Pfarrangehörigen für ihre Gastfreundschaft und für ihre Liebenswürdigkeit danken, denn auch darin habe ich gespürt, dass die Gospa hier anwesend ist. Betet für die Priester, dass sie im Glauben wachsen und dass sie durch die Mutter Maria den Weg zu Jesus finden.

                                                                                                      Das Gespräch führte   Dragan Soldo