Gespräch mit Pater Jose Rodriguez Carballo, dem Generalminister des Franziskanerordens

Datum: 19.10.2007.

Pater Jose Rodriguez Carballo, der Generalminister des Franziskanerordens, besuchte Medjugorje am 8. Oktober 2007. In der Herzegowina war er vom 7. bis 10. Oktober. Er besuchte die Mitbrüder der Franziskanischen Provinz „Zur Himmelfahrt Mariens“ kurz „BDM“ genannt. Mit ihm sprach Dragan Soldo für „Radio Mir Medjugorje“.

 

Pater Jose Rodriguez Caballo: Vorerst möchte alle mit dem Gruß der Franziskaner begrüßen: „Friede und alles Gute!“ Ich bin hier auf Besuch bei meinen Mitbrüdern in der Herzegowina. Nach der Regel des hl. Franziskus sollen seine Nachfolger, die Generalminister, alle Mitbrüder des Ordens regelmäßig besuchen. Hier ist nicht die Rede von einer Kanonischen Visitation, vielmehr ist es ein Freundschaftsbesuch unter Brüdern, der einen doppelten Zweck verfolgt: Vor allem, die Brüder zu ermutigen, das Evangelium zu leben, wie wir das bei den Gelübden versprochen haben, dann – wenn es nötig ist – sie zu ermahnen und brüderlich zurechtzuweisen. Im Rahmen unserer Vorbereitungen auf die 800 Jahr-Feier der Gründung unseres Ordens komme ich hierher, um die Brüder über die Vorbereitungen zu informieren, die der Franziskanerorden momentan bewerkstelligt, um uns gemeinsam auf das Jahr 2009 einzustellen. Da wird der ganze Orden seine Ordensgelübde erneuern. Von hier aus fahre ich nach Sarajevo, wo sich alle Generaloberen aus ganz Europa treffen werden, um unter anderem auch über den Dialog der ständigen Herausforderung unseres Ordens zu sprechen.

 

Können Sie uns mit einigen Worten Ihren Eindruck schildern, den Sie beim Gespräch mit den Franziskanern dieser Pfarre gewonnen haben?

 

Pater Jose Rodrigues Caballo:  Ich bin überzeugt, dass die Brüder, die hier in Medjugorje leben, großherzig ihren Dienst verrichten, zuerst an den Menschen dieser Pfarre selbst. Das ist zwar eine Pfarre, aber wir kennen die Aufgaben der Patres und des Pfarrers hier, sie sind besonders auf diesen besonderen Dienst eingestellt. Ich kann nur sagen, soweit es mir bekannt ist, dass sich die Brüder mit ganzer Kraft dem Dienst an den Gläubigen in dieser Pfarre hingeben. Darüber hinaus sind die Brüder hier auch noch im Dienste aller, die nach Medjugorje  kommen. Schließlich möchte ich noch die besondere Bedeutung der sozialen Einrichtungen zum Nutzen der Ärmsten hervorheben: Das sind Aufgaben, die ein wahres Zeugnis für das Evangelium darstellen, sogar für jene, die nicht unserer Glaubensrichtung angehören. So kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin mit der Arbeit, die die Brüder dieser Pfarre hier in Medjugorje verrichten.

 

Wir sehen hier in Medjugorje eine große Zahl von Pilgern aus der ganzen Welt. Wie würden Sie deren Beweggründe kommentieren, warum sie gerade nach Medjugorje kommen?

 

Pater Jose Rdriguez Caballo:  Für mich ist die Tatsache, dass so viele Menschen nach Medjugorje kommen, ein Beweis dafür, wie sehr die heutigen Menschen nach Gott dürsten. Nur Gott kann das Menschenherz erfüllen, woran uns Benedikt XVI. bei seiner Pilgerreise nach Assisi erinnert hat. Ich wünschte, dass alle, die nach Medjugorje kommen, und auch alle, die Medjugorje wieder verlassen oder andere  geistliche Orte besuchen, Gott begegnen und Christus entschlossen nachfolgen. Im Gespräch mit den Brüdern hier drängte ich darauf, dass sie sich als Werkzeug zur Verfügung stellen, damit alle Menschen, die nach Medjugorje kommen, Christus begegnen, Christus nachfolgen können und das Evangelium zur Mitte ihres Lebens machen. Ich möchte betonen, dass meine Anwesenheit hier eine brüderliche Begegnung ist, damit durch meinen Besuch meine Mitbrüder, die hier im Dienste stehen, gestärkt werden und dass sie mich bestärken, dass wir Christus als Minderbrüder eifriger nachfolgen.

 

Welche Botschaft hat der hl. Franziskus für diese Welt? Braucht auch der Orden irgendwelche größeren Veränderungen?

 

Pater Rodriguez Caballo:  Seit dem Beginn unserer Überlegungen bezüglich der Feierlichkeiten hatte ich den Geist der Bekehrung vor Augen: Jeden Tag mehr und mehr Jesus Christus, dem Gekreuzigten, in seiner Armut  nachzufolgen. Ich glaube, dass wir uns verändern müssen, es darf nicht  eine gewöhnliche Feierlichkeit in Folkloreart oder ein bloßes Gedenken werden. Diese Jahrhundertfeier muss dazu führen, dass wir Christus neu entdecken und ihm mit mehr Begeisterung nachfolgen. Wir möchten das Programm leben, das uns Johannes Paul II. angeboten hat und das er von der ganzen Kirche wünschte: Sich in der Erinnerung an die Vergangenheit dankbar zeigen, das Zukünftige vertrauensvoll annehmen und das Gegenwärtige voll Begeisterung leben. Darum haben wir diese Feierlichkeiten in drei Teile aufgeteilt:

Das Jahr 2006 stand unter dem Motto Herr, was willst Du, dass ich tue? – Das war das Jahr der Unterscheidung

Das Jahr 2007 steht unter dem Motto  „Das Evangelium in die Mitte des Lebens stellen“  Das ist das Jahr, Projekte zu verwirklichen.

Das Jahr 2008/2009  steht unter dem Motto: Das Geschenk der Berufung  würdigen. Wir möchten der Welt sagen, dass wir glücklich sind, Minderbrüder zu sein, wir sind dem Herrn für diese  Berufung und dem Volke für seine Liebe dankbar.

 

Ich möchte nochmals mit den Worten “Friede und alles Gute“ grüssen und and as erinnern, was Papst Benedikt XVI. ständig von uns fordert: Öffnen wir unser Leben, unsere Existenz Christus, denn wenn er in unser Leben kommt, dann nimmt er uns nichts und gibt uns alles.