Liebe Jugendliche und alle Brüder und Schwestern, die ihr hier anwesend seid!

Datum: 01.08.2018.

Im Glauben und mit Hingabe haben wir zwei biblische Texte in der heutigen Liturgie gehört. Die Liturgie erinnert uns an diesem Tag an einen heiligen Bischof, der in Christus „Licht und Salz der Weisheit“ für die Kirche, die Gesellschaft und Kultur seiner Zeit war. Sein Name ist Alfonso Maria von Liguori. Er ist ein leuchtendes Beispiel für den Zauber, den das Himmelreich in jeder Person hervorrufen kann, die sich bemüht, die Wahrheit zu erkennen; und wenn man dies einmal erkannt hat, wird man zum Apostel, sodass es sich auch unter den Mitbrüdern verbreitet.

Beide biblischen Texte, einer aus dem Alten Testament und der andere aus dem Neuen Testament, sind wahrhaftig von der Vorsehung für diese Eucharistiefeier bestimmt. Sie sind auf eine besondere Art und Weise für euch Jugendliche bestimmt, als Einführung zur Eröffnung des bereits traditionellen jährlichen Jugendfestivals und es bereitet mir Freude, das erste Mal hier mitwirken zu können.

Jesus möchte, dass wir heute verstehen, dass das Reich Gottes Wirklichkeit ist, die von allein existiert, unabhängig von unserem Willen: denn nicht wir sind diejenigen, die das Reich Gottes gründen.

Das Reich Gottes ist etwas, ohne das wir menschliche Wesen nicht sein können. Es besitzt etwas und hat eine solch anziehende Kraft, dass unser menschliches Wesen nicht nur unvollständig, sondern auch arm sein würde ohne Gottes Reich.

Das menschliche Wesen ist von sich aus offen für das Reich Gottes, und das Reich Gottes existiert, um dem menschlichen Wesen zu gehören. Unsere menschliche Natur ist so geschaffen und geordnet, dass sie, trotz freien Willens, auf den Wert des Reiches Gottes hin ausgerichtet ist, denn mit und in diesem Wert erreicht sie all ihre Fülle.

 

Wenn ihr, liebe Jugendlichen, in euren Überlegungen in die Tiefe geht - und das ist ein Prozess, den auch wir Erwachsene durchgehen sollten –, wenn wir also mit unserer Vernunft in die Tiefe unseres Seins eindringen, werden wir entdecken, dass dort Hunger und Durst herrschen und diese nicht mit jenen Dingen oder Aktivitäten gestillt werden können, mit denen wir uns beschäftigen, mit Hobbys, die wir ausüben, mit menschlichen Beziehungen, mit Geld, Kultur, Unterhaltung, usw. … All das sind Realitäten, die uns gefallen, die uns anziehen und uns mit einer gewissen Genugtuung erfüllen. Aber ehrlich gesagt, wir müssen zugeben, dass am Ende immer ein Gefühl von Leere bleibt, die wir selbst nicht füllen können.

Das ist, liebe Freunde, eine Erfahrung, die wir unaufhörlich in der Zeit unserer irdischen Existenz machen, die Erfahrung eines Gefühls innerer Leere, die vor allem bei der Jugend ein ernst zu nehmendes Drama verursacht und zu furchtbaren Folgen führen kann: täglich wird in den Nachrichten darüber berichtet.

Und daher müssen wir uns die Frage stellen: Womit kann diese Leere, die ich in meinem Inneren spüre, gefüllt werden?

Diese Frage stellte sich auch der Prophet Jeremia: „Warum dauert mein Leiden ewig, und ist meine Wunde so bösartig,  dass sie nicht heilen will?“ (Jer 15,18) In dieser schweren Stunde gibt ihm Gott die Antwort, dass er sich bekehren soll: „Wenn du umkehrst, lasse ich dich umkehren, / dann darfst du wieder vor mir stehen.“ (Jer 15,19)

Der ein und derselbe Gott hat später, in der Fülle der Zeit, dieses Wort im Gleichnis über den verborgenen Schatz und die kostbare Perle durch Jesu Auslegung erklärt und vervollständigt.

Diese zwei Gleichnisse sind sehr eindeutig: Das Reich Gottes findet man unerwartet, denn es ist ein Geschenk. Der Mensch aus der Gleichnis-Erzählung ging nicht zum Feld um einen Schatz zu finden, sondern um den Acker zu bearbeiten, und während seiner Arbeit fand er den Schatz.

Der Mann, der den Acker bearbeitet, kann als Symbol für all diejenigen gesehen werden, die den „Ackerboden“ ihres Geistes und allgemein den Acker der eigenen Person bearbeiten, um zu verstehen, wie sie dieses Gefühl der inneren Leere, von dem wir vorher gesprochen haben, füllen können. Und genau dieses Bearbeiten des eigenen Ackerbodens ist der Weg, der uns zur Bekehrung führt, beziehungsweise zu einer allmählichen und radikalen Veränderung unseres Seins.

 

Liebe Jugendlichen, ihr befindet euch in einer sehr privilegierten Position, diesen Prozess der inneren Erneuerung auszuführen, denn in euch herrscht „eine heilige Unruhe“, die all eure Kräfte auf allen Ebenen aktiviert, um eine Antwort auf die Frage nach dem Grund eures inneren Gefühls der Leere zu finden, und das ist eine Frage, die ihr euch alle stellt.

Wenn ihr also den Acker eurer eigenen Person bearbeitet, wird Gott nicht zögern euch zu helfen, sodass er euch unerwartet das Reich Gottes als endgültigen und absoluten Wert erkennen lassen wird, das allein eure Innere Leere erfüllen kann.

In Verwunderung über die unerwarteten Geschenke Gottes werdet ihr, erfüllt von Freude, entdecken, dass all das, was ihr vorher gewesen seid und was ihr vorher besessen habt, alles, was ihr vorher ohne und außerhalb des Reiches Gottes getan habt, keinen Sinn ergibt, und dass es sich stattdessen lohnt, alle das hinter sich zu lassen, um das Reich Gottes zu besitzen.

Wenn man all das einmal verstanden hat, dann sollte man in Aktion treten; beziehungsweise sollte man sich endgültig und gründlich für das Reich Gottes entscheiden, das du in deinem Leben als ein Geschenk empfangen hast, mit der Sicherheit, dass dir alles andere hinzugegeben wird, wenn du zuallererst das Reich Gottes suchst. Jesus selbst ist es, der dir diese Sicherheit gibt.

Das Reich Gottes zu wählen bedeutet nicht, sich für eine Sache oder irgendeine Struktur zu entscheiden, sondern eine Person zu wählen: Jesus, denn nur er kann dir wahre Freude bereiten, weil er selbst ist die Quelle aller Freude ist.

 

Beenden wir diese Überlegungen mit einem kurzem Gebet: Herr Jesus Christus, du allein bist das Königreich und unsere Freude. Gestatte uns und all denjenigen, die dir begegnet sind, dir mit neuer Begeisterung und mit freiem Herzen zu folgen. Denn du bist der  verborgene Schatz des menschlichen Daseins, du bist wie eine wertvolle Perle, du bist das Ein und Alles und deswegen zahlt es sich aus, alles hinter sich zu lassen. Amen. (fotos)