Weihnachtsbotschaft des Provinzials der franziskanischen Provinz Herzegowina und des Präsidenten der Union der franziskanischen Provinziale Europas (UFME)

Datum: 23.12.2020.

Ich habe euch Freunde genannt, denn ich habe euch alles mitgeteilt, 
was ich von meinem Vater gehört habe.

(Joh 15, 15)

 

Der Herr gebe Euch den Frieden!

Wir beenden ein schwieriges und dramatisches Jahr 2020. Ein Jahr, das uns in vielerlei Hinsicht lahmgelegt und verwundet hat. Plötzliche und unvorhersehbare Krankheiten waren die Ursache für zahlreiche und schmerzhafte vorzeitige Heimgänge in die Ewigkeit, ohne Abschied von geliebten Menschen. Wir waren Zeugen und sind es immer noch, der Angst vor einer Infektion, der Angst vor einer Begegnung. Die Liturgie und das Leben der Kirche erinnert sich nicht an solche Momente der Begrenzungen, der Heilige Messen ohne das Volk oder mit einer sehr kleinen Anzahl. Nun ist alles wieder mit Abstand, mit Maske, ohne jede wahrhaftige Berührung, wir geben uns nicht einmal die Hand beim Friedensgruß während der Messfeier. Wir Menschen, die wir gelernt haben, dass wir alles voraussehen können, vor allem heute, Dank all der Erfindungen, wissen nicht, wie lange wir noch in Angst vor den täglichen Zahlen leben werden.

Trotz allem müssen wir uns daran erinnern, wer wir sind und wohin wir gehen!

Der heilige Papst Johannes Paul II. sagte einmal, dass in den Worten Jesu „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr alles tut, was ich euch gesagt habe“, das ganze Geheimnis der Liebe (mysterium caritatis) unserer Berufung enthalten ist. Aus diesen Worten fließt die Quelle, die jede Berufung nährt. Der Herr Jesus möchte jedem Menschen Freund sein, denn er hat sein Leben für jeden gegeben. In diesen Worten des Herrn begegnen wir dem Wichtigsten, dem Kostbarsten, dem Heiligsten: der Liebe Gottes des Vaters, der Liebe des Sohnes Gottes und der Liebe des Heiligen Geistes. In diesen Worten sind sowohl das Ziel als auch die Bedeutung unserer Berufung und Sendung. Wir sind berufen und gesandt, Früchte zu bringen; und damit unsere Frucht bleibt, und der Vater uns alles gibt, was wir von ihm im Namen Jesu erbitten. (vgl. Joh 15,16). Deshalb ist es für uns ausschlaggebend, immer ein Freund Jesu zu sein und zu bleiben - in günstigen und ungünstigen Zeiten, in Freude und Trauer, in Gesundheit und Krankheit, in Leiden und in der Fülle der Gesundheit - immer! Die Liebe kennt keine Lauheit, keinen Kompromiss, kein Vertagen, kein Zögern, keine Angst ... Im Leiden bricht sie nicht, sie erstarkt. In der Freude ist sie nicht hochmütig, sondern demütig. In der Versuchung ist sie beständig, sie gibt nicht auf und fällt nicht.

Wie ich bereits erwähnt habe, wurden wir in diesem Jahr von der Covid-19-Pandemie heimgesucht. Eine Krankheit, die völlig unbekannt, unvorhersehbar und gefährlich ist. Wir können es als Versuchung oder als den Ruf des Herrn verstehen. Paulus schreibt an die Kolosser: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage - ich ergänze in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt - für seinen Leib, der die Kirche ist.“ (Kol 1, 24) Kein Leiden ist nur das Leiden. Jedes Leiden ist gleichzeitig ein Versprechen der Erlösung und Freude. Dieses Leiden hindert uns immer noch, in der Begegnung, im Reisen, in unseren Handlungen. Aber lesen wir dies als Versprechen größerer zukünftiger Freude und reichhaltigerer zukünftiger Aktivitäten. Während wir uns in "Isolation" befinden, streben wir ein intensiveres Innenleben an, denn diese seltsame Zeit wird uns vor Augen geführt, als unsere "Fülle der Zeit". Lasset uns Mariens Fürsprache und Hilfe im Gebet anrufen, denn sie ist auch die Frau des Schmerzes und gleichzeitig der wachen Vorfreude des Geheimnisses, welches kurz vor der Verwirklichung steht. (siehe auch: Freut euch, Rundbrief). Wenn diese Pandemie vorbei ist und wir wieder vom Neuen Teil unseres alten Alltags werden, erinnern wir uns, wie sehr wir uns nach dem Einfachsten gesehnt haben – der Begegnung. Möge dies mit dem neugeborenen Jesus an Weihnachten geschehen.

Frohe Weihnachten! Ein frohes und gesegnetes neues Jahr 2021 in Freundschaft mit Jesus!

P. Miljenko Šteko OFM