Weihnachtsbotschaft des Provinzials der Franziskanerprovinz Herzegowina, P. Jozo Grbeš

Datum: 22.12.2022.

Liebe Freunde!

Der Herr gebe euch seinen Frieden!

Weihnachten sagt uns, dass für Gott der Mensch das Zentrum der ganzen Schöpfung ist. Die zentrale Person und der Sinn des Lebens von Franziskus war der fleischgewordene Christus. Er hatte eine Begegnung mit ihm, und diese Begegnung hat ihn verändert. Seit dieser Begegnung interessiert sich Franziskus nur noch für ihn. Alles geht von ihm aus, für ihn verzichtet er auf alles, in ihm findet er alles. Er ist fasziniert von der Erkenntnis, dass Gott ein zerbrechlicher, schwacher Mensch wurde. Und so versteht er, dass der Mensch für Gott das Wichtigste ist. Er muss es auch für uns sein!

Im Leben Christi erstaunt ihn besonders seine Geburt, die Armut seiner Menschwerdung, er bewundert das Wort, das im Menschen zerbrechlich wird, er feiert Weihnachten mehr als alle anderen Festtage. Er nennt Weihnachten das Fest der Feste, voller Zärtlichkeit spricht er den Namen des Jesuskindes aus. Er macht die erste Krippe in Greccio, deren großes Jubiläum wir nächstes Jahr feiern werden. Das Geheimnis des Gottes, der wird Mensch wird, entzückt ihn. Dieses Mysterium gewann er so lieb, dass er schließlich selbst ein lebendiges Abbild Christi wurde. (1Cel 30, 84).

Franziskus lernte die Person Jesu zu lieben, gerade in seiner Menschwerdung und Demut, indem er sich mit den Ausgeschlossenen und den Kleinen identifizierte, die Jesus „die Geringsten“ nennt (Mt 25,40).

Franziskus folgte Christus, deshalb folgten viele dem Franziskus. Diejenigen, die Ihm folgen, denen folgt man!

Franziskus hat die erste Krippe sichtbar ins Leben geholt, heute holt sie die ganze Welt zu Weihnachten ins Leben.

Niemandes Geburtstag wird weltweit so gefeiert wie der von Christus. Franziskus lehrt uns, dass auch wir dem armen Christus folgen, damit die Menschen mit uns zu eben diesem Christus gehen.

Gott ist uns immer geschenkt, verkörpert in jedem Moment und gegenwärtig für diejenigen, die es verstehen, gegenwärtig zu sein. Franziskus von Assisi verstand, dass im Mittelpunkt des Lebens ein Mensch steht, der liebt. Diese metaphysische und kosmische Tatsache gibt dem ganzen Universum Sinn, Richtung und Ziel! Der Sinn der Schöpfung ist genau die Liebe! Weil Gott liebt, möchte er, dass sein Geschöpf auch ein Schöpfer der Liebe ist. Der hl. Paulus sagt uns, dass Christus „der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ ist (Kol 1,15), und nach John Duns Scotus betont die franziskanische Theologie auf revolutionäre Weise, dass die Menschwerdung das Ziel der Schöpfung ist. Der Grund für die Menschwerdung ist nicht Sünde, sondern die Liebe! Christus ist das Meisterwerk der Liebe inmitten der Geschöpfe, die ihrerseits für die Liebe geschaffen sind. Er löst das Problem der Sünde durch Liebe. So gab Franziskus wieder „Blut und Leben“ den Mysterien des Christentums, die in theologischen Schulen und Büchern oft "körperlos" und auf Begriffe und Syllogismen reduziert sind, indem er der Liebe die Türen öffnete! Glaube und Leben sind also durch die Liebe verbunden.

Unsere Wahl muss immer klar wie die Sonne sein, rein wie die Weisheit! Eine Wahl, die den Menschen liebt. Diese Liebe zu jedem Menschen befreit uns von Eigeninteresse, Selbstliebe, Neid, Eifersucht, Unhöflichkeit, von schlechten Erinnerungen und der Versuchung, sich wichtig zu machen, Recht zu haben und der Erste zu sein. Diese Weihnachten mögen uns der Beginn einer neuen Bewegung hin zum demütigen Christus sein, damit auch wir Teil der Revolution zum Besseren werden können. Für Franziskus war Christus Grund genug dafür, er möge es auch für uns sein.

Frieden und Gutes. Frohe Weihnachten!

Pater Jozo Grbeš, ofm
Provinzial